Autofreie Innenstädte: Ein radikales Konzept, das eines Realitätschecks bedarf.
- im Gespräch mit Lothar Schubert
Ein interessantes Ergebnis der jüngsten Quartierstudie von DC Developments: in unseren Großstädten wünschen sich über 30 % der Einwohner:innen autofreie Innenstädte, etwa 25 % sind bereit für ausgewählte autofreie Stadtgebiete und rund 29 % fordern reine Fahrradzonen. Insbesondere die junge Generation von 18-29-Jährigen übernimmt hier die Vorreiterrolle, jedoch wächst auch bei unseren älteren Bürger:innen die Bereitschaft für mehr Einschränkungen für unsere Autos. Angesichts der Klimabedrohungen und des Platzmangels in den Städten ist dies absolut nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz können Autos nicht einfach aus den Innenstädten, in denen sie vor allem als ein gewohntes Transportmittel genutzt werden, verschwinden. Der Handel in Einkaufsstraßen, die heute keine Fußgängerzonen sind, ist abhängig von einer Kundschaft, die das Auto nutzt. Kürzlich berichtete der NDR über die Situation in der Waitzstraße in Hamburg Othmarschen, für welche die Politik die Transformation in eine Fahrradstraße diskutiert hatte – zum Bedauern der Händler:innen. Etwas über 30 % der Käufer:innen dort kaufen mit dem Auto ein, viele davon Senior:innen. Nun wird eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h eingeführt. Aber wo ist da die Lösung?
Wie sieht also nun die Mobilität der Zukunft aus?
Welche möglichen Lösungen könnten den Platzmangel in unseren Städten sowie den hohen CO2 Ausstoß pro Kopf bekämpfen? Ein Thema mit weiterhin steigender Bedeutung wird Shared Mobility sein. Laut der Süddeutschen Zeitung plant die Stadt München mit 600 Stellplätzen für Carsharing-Anbieter bis 2026. Das Ziel dahinter: die Zahl der Autos in der Stadt deutlich reduzieren. Ein stationäres Sharing-Auto soll nach Schätzung des Mobilitätsreferats zwölf bis 16 private Autos ersetzen. Aber das reicht nicht.
Wir brauchen zusätzlich intelligente Konzepte, die dem Klimaschutz, den Bedürfnissen der Menschen aber auch den Rahmenbedingungen des Handels gerecht werden. Oder anders ausgedrückt: es sollen möglichst nur diejenigen mit dem Auto durch die Innenstadt fahren, die dort einkaufen müssen. Straßen kurzerhand zu Fußgängerzonen zu machen ist zu einfach und wird unseren Handel gefährden. Wie also sonst? Möglich wäre auch ein Schrankensystem in Einkaufsstraßen. Ein System, bei dem sich die Schranke durch ein Ticket passieren lässt, welches man nach dem Wareneinkauf an der Kasse erhält. So nutzen wirklich nur diejenigen ein Auto in den Innenstädten, die dort auch einkaufen müssen und autoarme Städte werden zur Realität.
Weitere Einschätzungen von Lothar Schubert, geschäftsführender Gesellschafter DC Developments, auf LinkedIn: hier.