Florian Mall hat nachgefragt, bei Moritz Brombacher und Florian Starz von Werner Sobek
Es war wieder ein heißer Sommer und die Anzahl der steigenden Hitzetage (Tage mit einem Lufttemperatur-Maximum von 30 °C) verdeutlicht die gefährliche Entwicklung: in den Jahren 2013-22 lagen diese bei 121. Ein sichtlicher Anstieg im Vergleich zum Zeitraum 2003-12 mit 85 – noch deutlicher wird die Hitzeentwicklung, wenn wir weiter in die Vergangenheit schauen: 1953-62 waren es lediglich 31 Hitzetage.
Wie können wir so genannte Heat-Islands in unseren Innenstädten vermeiden?
„Mit der Wahl des Standorts und hierauf/darauf angepasst, intelligent entwickelten Architekturkonzepten haben wir als Immobilienentwickler direkten Einfluss auf den Versiegelungsgrad der Städte, in denen wir bauen. Nachhaltigkeit bedeutet zum Beispiel Verschattungen und Verdunstungskühlung über Regensickerflächen und Bepflanzungen von Beginn an mitzudenken und zu planen. Es liegt in unserer Verantwortung, messbar und wirksam die Überhitzung unserer Städte zu begrenzen“, sagt Florian Mall, Head of Corporate Development, Digital & ESG bei DC Developments.
Eine Untersuchung der TU Berlin (2023) ermittelte, dass etwa ein Drittel der solaren Einstrahlung durch extensive Dachbegrünung in Kühlungseffekte umgewandelt werden kann. Statt versiegelter Flächen, die vor allem in Gewerbegebieten aber auch Innenstädten Heat Islands verursachen, reduzieren Pflanzen die Oberflächentemperatur: Der natürliche Verdunstungseffekt kühlt das Mikroklima und beugt städtischer Überhitzung vor.
Wir folgen unserer Devise „on the way to create green cities”, hören zu und lernen:
Der Austausch mit den Nachhaltigkeitsexperten und Ingenieuren Moritz Brombacher und Florian Starz vom Team Werner Sobek, mit dem DC Developments seit vielen Jahren zusammenarbeitet, ergab wichtige Learnings, um Hitzeinseln vorzubeugen:
✔️ Von Vorteil ist eine Planung, die von Beginn an eine Begrünung des Gebäudes mitdenkt.
✔️ Die gezielte Auswahl an Pflanzen, die kompatibel mit der heimischen Insektenwelt und die wind-/hitzebeständig sind, fördert die lokale Umwelt und das Mikroklima langfristig.
✔️ Die Einbindung von früh- und spätblühenden Pflanzenarten ermöglicht eine ganzjährlich blühende Fassade. Dies wirkt sich positiv auf die urbane Biodiversität aus.
✔️ Relevant ist die konzeptuelle Integration der Be- und Entwässerung der Pflanzen sowie deren Pflege.
Einfluss auf die ökologischen und wirtschaftlichen Bilanzen eines Gebäudes:
Begrünte Fassaden gab es in Form von Weinreben schon im alten Ägypten. „Gründächer und begrünte Fassaden werten nicht nur unser Stadtbild in seiner Ästhetik auf, sie sind außerdem essenziell im Umgang mit den Herausforderungen des Klimawandels“, sagt Florian Mall, Head of Corporate Development, Digital & ESG bei DC Developments. Exakte Planungen hinsichtlich des Schattenwurfs und die Förderung des natürlichen Wasserkreislaufs verhindern Heat Islands dank Kühlleistung. Zudem: Das urbane Grün bietet Nahrung und Lebensraum für Tiere.
Verwende ich nur eine Dachfolie oder plane ich eine intensive Dachbegrünung? Verwende ich Pflanzen, mit der ich die Feinstaubbildung positiv beeinflussen kann? Verschachtele ich die Pflanzen?
„Die Planung sollte von Beginn an eine Begrünung für das Gebäude mitdenken. Nach unserem Verständnis sollten sich Projekte mit Leichtigkeit in die Natur einfügen. Idealerweise sind wir ab Phase Null dabei und entwerfen ein Konzept gemeinsam mit Bauherren und Architekt. Zu unterscheiden sind das Begrünen von Dächern und das Begrünen von kompletten Häusern.
Letzteres erfordert zum einen eine intensivere Pflege voraus und erfordert zum anderen eine robustere Auslegung des Tragwerks. Wenn erst einmal der Rohbau steht, wird die Einbindung extensiver Dach- und Fassadenbegrünung komplizierter und teurer“, so Florian Starz, Experte für Fassadentechnik bei Werner Sobek.
Aus den Erfahrungen verschiedener Projekte und Forschung können Anpassungsmaßnahmen im Sinne ökologischer und wirtschaftlicher Bilanzen eines Gebäudes ermittelt werden, wie die Wahl des Dachbelags, die Wahl der Pflanzen oder die Art der Fassadenbegrünung.
4 Gewinne für ein Gebäude mit extensiver Dach- und Fassadenbegrünung:
✔️Energieeinsparungen durch Kühlungseffekt im Sommer und isolierende Funktion im Winter.
✔️Erhöhung der Lebensdauer dank Schutz vor Schlagregen und UV-Strahlung.
✔️Attraktivität und Alleinstellungsmerkmal.
✔️Erhöhung der Aufenthaltsqualität für Nutzer:innen und Besucher:innen.
Best-Case Calwer-Passage:
Laut der Quartierstudie 2023 von DC Developments wünschen sich 45 % der 10.000 Befragten mehr Grün für die Stadt der Zukunft. Hier sollte auch in die Vertikale gedacht werden. Einen messbar wirksamen Hitzeschutz kreierte der Experte und unser Partner Werner Sobek 2018-2022 mit der von Christoph Ingenhoven entworfenen Calwer Passage: Ein „atmender Stadtraum“ für gesundes Mikroklima.
Die Calwer Passage beruht auf einem Entwurf des Architekten Christoph Ingenhoven, der auch das Projekt The Crown am Strandkai in der Hamburger HafenCity entwarf. Die Calwer Passage ist ein Neu- bzw. Umbau in Stuttgart. 27 Meter hoch und 133 Meter lang trägt die Calwer Passage horizontal sowie vertikal bepflanzte und miteinander verbundene Bänder mit rund 2.000 großformatigen Pflanzgefäßen. Ergänzt wurde die Grünfassade um eine intensive Dachbegrünung mit rund 60 Bäumen. Das Best-Case Projekt ist so geplant, dass es ganzjährig begrünt ist – auch im Winter. Die verschiedenen Pflanzen an der Fassade und auf dem Dach sorgen für Schatten und kühlen das Gebäude auf natürlichem Weg durch Verdunstung. Zudem werden dank heimischer Mischkulturen Lebensräume für Insekten oder andere kleine Lebewesen geschaffen.
Weitere Infos zur Calwer Passage gibt es hier: Werner Sobek - Calwer-Passage.
Allerdings sind Projektentwicklungen mit komplexer Grünraumplanung noch eine Seltenheit.
„Wir merken, dass das Bewusstsein steigt und sich auch in der Politik verbreitet. So regeln Vorschriften in Stuttgart beispielsweise seit einiger Zeit den prozentualen Anteil von Grünfassaden bei Neubauten am Neckarpark. Neben den technischen Fragen beschäftigt auch die Sorge vor eventuellen Mehrkosten die Bauherren und Mieter:innen. Mit diesen Fragen müssen sich alle Beteiligten frühzeitig auseinandersetzen. Wir wünschen uns eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Potential von Grünfassaden und klare Zieldefinitionen von Entwickler:innen“, erklärt Moritz Brombacher von Werner Sobek.
Projektentwicklungen für kühle Städte?
„Insgesamt braucht es mehr Grün im urbanen Umfeld“, so Moritz Brombacher von Werner Sobek.
Dabei gehen Begrünung und Wertentwicklung des Gebäudes Hand in Hand: DC Developments sind als Projektentwickler in der Verantwortung, den wachsenden und verdichteten Städten mit Konzepten zu begegnen, die ein messbar besseres Mikroklima schaffen, Aufenthaltsqualität kreieren und den Wohn- und Lebensraum erweitern.
„All diese Punkte fließen bereits heute in Verkehrswertgutachten mit ein – und das nicht zu knapp. Eine transparente Offenlegung dieser Kriterien bietet zum Beispiel Wüest Partner. Denn die genannten Faktoren beeinflussen nicht nur positiv den Cash Flow durch eine erhöhte Relevanz für Mieter:innen. Auch der regulierte Finanzmarkt fragt vor Kreditentscheidungen sowie bei der Auflage von Fondkonzepten immer genauer die Kriterien für Klimaschutz und Klimaresilienz ab – Stichwort EU Green Agenda und Sustainable Finance“, so Florian Mall.
Aber worauf kommt es an? Zusammen mit Florian Starz hat Moritz Brombacher eine To-do-Liste erstellt:
5 Anforderungen an parkähnliche Innenhöfe für die Projektentwicklung:
✔️ Nachhaltige Stadtgestaltung: Grünflächen statt Versiegelung ermöglichen die natürliche Verdunstung
✔️ Die Wahl der Bepflanzung: Ästhetik und Förderung biologischer Diversität und Verbesserung des Mikroklimas
✔️ Schaffung von Erholungsraum durch Aufenthaltsqualität und beruhigte Innenhöfe
✔️ Abkühlung: Die Schaffung von Schattenstrukturen und die Förderung von Luftbewegung im verdichteten urbanen Raum vermindern Hitzestaus
✔️ Wassermanagement, welches möglichst geringe Kosten für die Mietenden verursacht
Parkähnliche Innenhöfe sind auch einer der Lösungsansätze von DC Developments, die städtische Überhitzung zu reduzieren und mehr Aufenthaltsräume für Mieter:innen zu schaffen. Das Projekt Eleven Decks in der Hamburger HafenCity zählt beispielsweise mit seinen Dachgärten und den bepflanzten Gemeinschaftsflächen insgesamt 4.600 m² Grünraum: siehe Projektwebsite des Eleven Decks.
Es gilt die Bedarfe von Stadt und Umwelt, die Bedürfnisse der Bewohnenden und die der Investor:innen zu vereinen. Das besondere Augenmerk auf Alleinstellungsmerkmale erntet hohe Renditen und die steigende Relevanz nachhaltiger Konzepte eröffnet Chancen voranzugehen und zu zeigen, dass der Weg hin zu lebenswerten und gesunden Städten geebnet ist.
Weitere spannende Insights auf dem LinkedIn-Account von DC Developments oder Head of Corporate Development, Digital & ESG bei DC Developments: Florian Mall.
Quellen und Bildcredits:
„Es wird öfter heiß“, statista.com [28.09.23]; „Digitales Stadtmodell“ TU Berlin [28.09.2023]; Fotos Calwer Passage: Werner Sobek, Kilian Bishop, Stuttgart; Fotos Moritz Brombacher, Florian Starz: Werner Sobek, Janine Kyofsky; Visualisierungen Eleven Decks: DC Developments